Während der steigende Yen den meisten japanischen Aktien zusetzt, könnte eine Branche als Gewinner hervorgehen. Was bedeutet das für Anleger und welche Chancen bietet der Finanzsektor in Japan?
In der japanischen Wirtschaft gibt es derzeit viel Bewegung, doch die Märkte scheinen gelassen zu reagieren. Selbst der Rücktritt von Premierminister Fumio Kishida am 14. August hat kaum Auswirkungen auf den Aktienmarkt oder den Yen gehabt. Japan bleibt politisch stabil, während sich die Regierungsköpfe abwechseln.
Eine bedeutende Entwicklung ist jedoch die Aufwertung des Yen, der seit dem 11. Juli um 8% gegenüber dem Dollar gestiegen ist. Dies hat den iShares MSCI Japan ETF um 4% sinken lassen. Der Grund dafür liegt in der Struktur des japanischen Aktienmarktes, der von globalen Herstellern wie Toyota, Sony und Hitachi dominiert wird. Diese Unternehmen profitieren typischerweise von einem schwächeren Yen, da ein Großteil ihrer Gewinne aus dem Ausland stammt.
Verschiebung im Anlegerfokus:
Mit der Erwartung eines weiter steigenden Yen verlagern Investoren ihren Fokus auf den heimischen Markt. Die Bank of Japan hat am 31. Juli die Ära der Negativzinsen beendet und einen Zinssatz von 0,25% eingeführt. Dies war laut Aaron Hurd von State Street Global Advisors das bedeutendste Treffen der BOJ seit einem Jahrzehnt.
Der Yen, der am 11. Juli bei 161 zum Dollar stand, handelt derzeit bei etwa 149. Diese Aufwertung macht Importe günstiger und könnte es Kishidas Nachfolger erleichtern, die gewünschten inflationsfördernden Maßnahmen umzusetzen. Ein stärkerer Yen könnte zudem weitere Zinserhöhungen nach sich ziehen. Hurd prognostiziert einen Wechselkurs von 130 bis Ende 2025.
Chancen im Finanzsektor:
In diesem Umfeld sind inländische japanische Aktien, insbesondere im Finanzsektor, vielversprechend. Banken profitieren in der Regel von steigenden Zinsen, da sie möglicherweise ein Wachstum bei den Krediten verzeichnen können. Michael Kelly von PineBridge Investments und Daniel Hurley von T. Rowe Price sind optimistisch für diesen Sektor.
Trotz eines Rückgangs von über 10% bei den Aktien der drei großen japanischen Banken – Mitsubishi UFJ Financial Group, Sumitomo Mitsui Financial Group und Mizuho Financial Group – gibt es langfristig positive Aussichten. Die japanische Wirtschaft zeigt nach drei „verlorenen Jahrzehnten“ Anzeichen einer Erholung. Die Arbeitskosten sind wettbewerbsfähig, selbst im Vergleich zu Teilen Chinas.
Langfristige Perspektiven:
Die Regierung und die Tokioter Börse drängen Unternehmen dazu, ihre Querverflechtungen abzubauen und die Bewertungen durch Dividenden und Aktienrückkäufe zu erhöhen. Unternehmen beginnen, Löhne und Preise zu steigern, um den Konsum anzukurbeln. Der japanische Markt bleibt nach wie vor der günstigste unter den entwickelten Ländern.