Indexfonds entlarvt: Wie aktiv sind sie wirklich?

17.08.24 07:43 Kommentar(e) Von Redakteur

Indexfonds gelten als das Aushängeschild passiven Investierens. Doch sind sie wirklich so passiv, wie viele glauben? Ein genauerer Blick auf die Entscheidungen der Indexanbieter zeigt, dass hier mehr aktive Verwaltung im Spiel ist, als oft vermutet wird.

Indexfonds sind das Synonym für passives Investieren. Sie bieten eine kostengünstige Möglichkeit, breit gestreut in den Markt zu investieren. Doch wie passiv sind diese Fonds wirklich? Marlena Lee, Global Head of Investment Solutions bei Dimensional Fund Advisors, beleuchtet in ihrem aktuellen Kommentar die aktiven Entscheidungen, die hinter der Gestaltung und Verwaltung von Indizes stehen.

1) Repräsentieren Indizes wirklich den Markt?
Viele Anleger gehen davon aus, dass Indexfonds eine kostengünstige Möglichkeit bieten, um den Markt abzubilden. Doch jede Indexgesellschaft trifft eigene methodische Entscheidungen, was zu unterschiedlichen Renditen führen kann. So lag die durchschnittliche jährliche Renditedifferenz zwischen vier US-amerikanischen Gesamtmarktindizes in den letzten 20 Jahren zwischen 0,2% und 3,2%. Es gibt also keine einheitliche Methode zur Definition eines Marktes.

2) Stock Picking durch die Hintertür?
Auch wenn es widersprüchlich klingt: Selbst bei einem vermeintlich einfachen Index wie dem S&P 500 müssen Entscheidungen getroffen werden, welche Aktien enthalten sind. Ein prominentes Beispiel ist Tesla. Trotz seiner Größe wurde Tesla erst in den S&P 500 aufgenommen, nachdem es bestimmte Kriterien erfüllte. Dies führte zu erheblichen Renditeunterschieden zwischen verschiedenen Indizes.

3) Versteckte Kosten beim Investieren?
Indexfonds sind bekannt für ihre niedrigen Kosten, doch es gibt versteckte Kosten, die Anleger beachten sollten. Dazu gehören die Kosten der Indexrekonstitution. Wenn Indizes neu zusammengesetzt werden, müssen Fonds große Handelsvolumen bewältigen, was zu höheren Handelskosten führen kann. Diese Kosten sind oft nicht in den Spesenverzeichnissen sichtbar, können aber die Rendite schmälern.

Indexanbieter treffen zudem Entscheidungen über das Rebalancing. Häufigeres Rebalancing kann Stilabweichungen begrenzen, führt jedoch zu höheren Handelskosten und möglichen steuerlichen Auswirkungen.

Fazit:
Investieren in Indexfonds bedeutet auch, Entscheidungen zu treffen – wenn auch indirekt. Die Auswahl der enthaltenen Unternehmen, der Kauf- und Verkaufszeitpunkte sowie das Kostenmanagement beeinflussen die Renditen maßgeblich. Anleger sollten sich bewusst sein, dass es keine universelle Methode gibt, um Marktexposure zu bieten, und ihre Hausaufgaben machen, um die Entscheidungen der Indexanbieter zu verstehen.
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